Marisol (Venezolanerin und US-Amerikanerin, in Frankreich geboren, 1930 – 2016) wurde im New York der 1960er-Jahre mit ihren farbig bemalten Holzskulpturen schlagartig berühmt. Die Künstlerin kombinierte Popkultur, Dada, Folklore und Selbstporträts zu unverwechselbaren, oft satirischen Ensembles. In der Kunstszene galt sie als rätselhaft, schön und schweigsam – Eigenschaften, die ihre öffentliche Wahrnehmung zusätzlich prägten. Ab den 1970er-Jahren zog sie sich zunehmend aus dem Rampenlicht zurück, blieb aber künstlerisch aktiv. Sie wandte sich verstärkt der Zeichnung, Druckgrafik und Fotografie zu.

Marisols Werke thematisieren mit scharfem Blick zentrale Fragen ihrer Zeit – und unserer Gegenwart: die Rolle der Frau, gesellschaftliche Ungleichheiten, Konsumkultur und den Umgang mit Macht und Berühmtheit. Dabei gelingt es ihr, Kritik mit Witz und Bildkraft zu verbinden. Obwohl sie über fünf Jahrzehnte hinweg ein eigenständiges und innovatives Werk schuf, geriet Marisol weitgehend in Vergessenheit.

Das Kunsthaus Zürich widmet ihr nun die erste grosse Retrospektive in Europa – mit rund 100 Arbeiten aus allen Schaffensphasen. Eine Wiederentdeckung, die zeigt, wie aktuell und kraftvoll Marisols Kunst bis heute ist.

Eine Ausstellung in Koproduktion mit dem Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk, und in enger Zusammenarbeit mit dem Buffalo AKG Art Museum.

Abb.: Marisol, La visita, 1964, Museum Ludwig, Köln, © 2025, ProLitteris, Zurich, Foto: Historisches Archiv der Stadt Köln mit Rheinischem Bildarchiv, Britta Schlier