Die Brasilianerin Lygia Clark (1920 Belo Horizonte – 1988 Rio de Janeiro) hat den Kunstbegriff radikal erneuert und zählt zu den wichtigsten Kunstschaffenden Südamerikas. Als Hauptvertreterin des 1959 in Rio de Janeiro gegründeten «Neoconcretismo» forderte sie eine körperbezogene Kunsterfahrung, die Menschen in das Werk einbezieht und sie selbst Teil der Arbeit werden lässt. Mit aktivier-, begeh- und berührbaren Installationen stellte Clark das gängige Skulpturverständnis radikal auf den Kopf und erweitert bis heute diesen Kunstbegriff als ganzheitliche Erfahrung.
Trotz der Vorherrschaft des Abstrakten Expressionismus und später der Pop Art konnte sich Clark mit ihren unkonventionellen Ideen durchsetzen, was angesichts der brasilianischen Militärdiktatur (1964 – 1985) bemerkenswert ist. Selbst sagte Clark dazu: «Für mich ist Kunstschaffen, sich selbst als Mensch zu entwickeln, was überhaupt das Wichtigste ist. Kunst sollte keinem Namen oder irgendeinem Konzept nacheifern.» Heute, in Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung, sprechen ihre Werke mehr denn je alle Sinne an. Unsere Retrospektive ist die erste im deutschsprachigen Raum und weltweit grösste seit jener am MoMA in New York 2014.
Eine Retrospektive in Kooperation mit der Neuen Nationalgalerie in Berlin in Zusammenarbeit mit der Associação Cultural Lygia Clark in Rio de Janeiro. Sie wird von einer separaten Präsentation in Zusammenarbeit mit dem Museum Haus Konstruktiv begleitet, die sich auf die schweizerisch-brasilianische Verbindung und besonders den Einfluss des Zürcher Konkreten Max Bill auf Lygia Clark und ihre Generation sowie deren Emanzipation von Bill konzentriert.
–
Abb.: Lygia Clark, Das Ich und das Du: Kleider – Körper – Kleider Serie, 1967, Cultural Association «The World of Lygia Clark», © Estate Lygia Clark