Im Jahre 1794 beginnt die 1787 gegründete Künstlergesellschaft zu sammeln. Für ein sogenanntes «Malerbuch» stiftet reihum jedes Mitglied eine eigene Zeichnung oder Blätter von anderer Hand. Die Künstler und Liebhaber erwerben 1812 auf Kredit ein Anwesen, das zunächst Clubhaus und Wirtschaft ist. Durch eine internationale Sammelaktion kann 1818 die künstlerische Hauptattraktion der Stadt, das «Gessnerische Gemählde-Cabinet» für Zürich gesichert werden. Es umfasst 24 Gouachebilder idyllischer Landschaften und viele Zeichnungen von Salomon Gessner.

Kunsthausgebäude 1847, Franz Hegi
Franz Hegi, Das Kunsthausgebäude, 1847, Malerbuch, Bd. 17, fol 1, Kunsthaus Zürich

Die seit 1840 vom schweizerischen Kunstverein organisierten Turnusausstellungen geben 1847 den Anstoss zur Erweiterung des Künstlergüetlis um einen kleinen Galerietrakt von Gustav Albert Wegmann. In dem neuen «Museum» dominiert lange die 1854 geschenkte Sammlung des Obersten Keller zum Mohrenkopf, ein repräsentativer Querschnitt durch die Zürcher Malerei von Hans Asper bis ins 18. Jahrhundert.

« Hier im Kunsthaus wollen wir uns dazu weihen und uns anregen lasen, dass wir aus unserem eigenen Hause ein Kunsthaus machen. » — Prof. Arnold Meyer, Rektor der Zürcher Hochschule
« Fern sei unserem Heim aller falsche Schein und Prunk, aller Luxus, der nicht den Mitteln entspricht (…). » — Prof. Arnold Meyer, Rektor der Zürcher Hochschule
Edvard Munch, «Dr. Wilhelm Wartmann», 1923
Edvard Munch, Bildnis Dr. Wilhelm Wartmann, 1923, Kunsthaus Zürich, Geschenk Alfred Rütschi, 1929

Der erste Konservator und spätere Direktor, Wilhelm Wartmann (1909 bis 1949), konzentriert sich angesichts der geringen Bestände zunächst auf Schweizer Kunst. Neben der damals besonders interessanten aktuellen Produktion bildet er Werkgruppen mit spätgotischer Malerei und Gemälden Johann Heinrich Füsslis.

Als sich 1917 anlässlich der grossen Ausstellung Ferdinand Hodlers zeigt, dass die Ankaufsmittel der Kunstgesellschaft ungenügend sind, gründet Alfred Rüetschi die «Vereinigung Zürcher Kunstfreunde», die die Sammlung des Kunsthauses bis heute regelmässig mit bedeutenden Erwerbungen erweitert. Er selbst stellt mehrere grosse Kompositionen und bedeutende Landschaften Hodlers zur Verfügung.

1920 erhält das Kunsthaus als Legat die Sammlung von Hans Schuler und damit erstmals Werke des französischen Impressionismus und Postimpressionismus: Renoir, Cézanne, Van Gogh, Bonnard. 1922 organisiert Wartmann nach langjährigen Vorbereitungen seine erste Ausstellung mit Edvard Munch und beginnt, die grösste Munch-Sammlung ausserhalb Skandinaviens aufzubauen.

1925 erweitert Karl Moser das Kunsthaus. 1929 beginnt Hans E. Mayenfisch für das Kunsthaus Gemälde lebender Schweizer zu kaufen; bei seinem Tod 1957 war der Bestand auf über 450 Werke angewachsen. Der Nobelpreisträger Leopold Ruzicka errichtet 1949 mit seiner hervorragenden Sammlung niederländischer Malerei des 17. Jahrhunderts eine Stiftung. René Wehrli löst 1950 Wilhelm Wartmann als Direktor ab; er legt das Hauptgewicht auf die französische Malerei seit Monet; im Anschluss an die Monet-Retrospektive werden die beiden grossen Seerosen-Panneaux erworben.

Der grösste stützenlose Ausstellungssaal der Schweiz

1958 wird der seit 1944 von den Gebrüder Pfister geplante und von Emil G. Bührle finanzierte, frei unterteilbare grosse Ausstellungssaal, darunter ein Auditorium und ein grosszügiges Restaurant eröffnet. Eine Gruppe von Kunstfreunden um die Gebrüder Bechtler errichten 1965 mit der bedeutendsten Sammlung von Werken Alberto Giacomettis eine Stiftung, der der Künstler weitere Arbeiten schenkt. Nelly Bär stiftet 1966 den Werner-Bär-Saal mit einer Gruppe von Skulpturen von Rodin bis Richier. Dank Gustav Zumsteg und mit Unterstützung verschiedener Mäzene und des Künstlers entsteht 1973 der Saal Marc Chagall.

Höhepunkte aus der Geschichte des Kunsthauses

Eröffnung des Bührlesaals 1958
Eröffnung des Bührlesaales, Juni 1958. Dieter Bührle, Franz Meyer (Präsident der Kunstgesellschaft Zürich), Charlotte Bührle-Schalk, Bundesrat Hans Streuli, Hortense Bührle. Foto © Keystone/Photopress-Archiv.
Umgebaute Eingangshalle 1958
Umgebaute Eingangshalle, 1958, Archiv Kunsthaus Zürich, Foto Walter Dräyer, Zürich
Alberto Giacometti beim Aufbau der Ausstellung, 1962
Alberto Giacometti beim Aufbau seiner Ausstellung im Kunsthaus Zürich, Dezember 1962. Foto © Keystone/Niklaus Stauss.
Historische Aussenaufnahme
Historische Aussenaufnahme, 1959, Archiv Kunsthaus Zürich
Amerikanische Kunst 1969
Ausstellungsansicht «Amerikanische Kunst 1948-1968», 1969, Foto Walter Dräyer
Erweiterung von Erwin Müller, 1976
Erweiterung von Erwin Müller, 1976, Archiv Kunsthaus Zürich, Foto Walter Dräyer

Erna und Curt Burgauer beginnen aus ihrer Sammlung moderner Kunst dem Kunsthaus Werke zu schenken. 1976 wird der Erweiterungsbau des Architekten Erwin Müller eröffnet. Felix Baumann löst René Wehrli als Direktor ab. Mit Hilfe zahlreicher Spender wird 1980 eine umfassende Sammlung der Dada-Bewegung aufgebaut. Die Johanna und Walter L. Wolf-Sammlung erweitert 1984 den Bestand französischer Kunst vom Impressionismus bis zur klassischen Moderne wesentlich. Betty und David M. Koetser übergeben 1986 ihre bedeutende Sammlung niederländischer Gemälde, des italienischen Barocks und des venezianischen Settecento ihrer Stiftung. Walter Haefner schenkt 1995 dem Kunsthaus zwölf hervorragende Gemälde von Monet bis Magritte.

Villa Tobler
Villa Tobler, © Kunsthaus Zürich, Foto: Franca Candrian

Erneuerung von Gebäuden und Strukturen

Von 1998 bis 2000 wird an der Winkelwiese 4 die Villa Tobler als neuer Sitz der Direktion und zu Repräsentationszwecken denkmalpflegerisch renoviert. Im September folgt Christoph Becker als neuer Direktor auf Felix Baumann und die Stimmberechtigten der Stadt Zürich verabschieden einen Sanierungskredit von CHF 28,5 Mio. CHF für das Kunsthaus. 2001 beschliesst der Kunstrat ein neues künstlerisches Leitbild. Interne Arbeitsgruppen und ein öffentliches Expertenhearing zur Zukunft des Kunsthauses unterstützen die Reform der internen Strukturen, während die Renovation beginnt.

Erweiterung: Ein Museum für Kunst und Publikum im 21. Jahrhundert

Am 28. Mai 2002 legen der scheidende Präsident der Zürcher Kunstgesellschaft, Thomas W. Bechtler, Direktor Christoph Becker und Stadtpräsident Elmar Ledergerber, Pläne für einen Erweiterungsbau am Heimplatz vor. Walter B. Kielholz, seit Juni 2002 neuer Präsident der mit 19'000 Mitgliedern zu einer der grössten Kunstgesellschaften Europas zählenden Zürcher Kunstgesellschaft, unterstützt diese Pläne, deren Ziel es nicht zuletzt ist, mehr Platz für die wachsende Sammlung zu schaffen. Der Erweiterungsbau nach Plänen von David Chipperfield soll bis 2020 realisiert werden. Seither haben namhafte Sammlungen ihren Zugang angekündigt oder bereits vollzogen: Im Altmeisterbereich die Sammlung von Karin und Ferdinand Knecht, in der Abteilung für Kunst ab 1960 die Sammlung Looser sowie die international berühmte Sammlung Emil Bührle , die dem Kunsthaus seit Generationen verbunden ist. Aus ihren und den Beständen des Kunsthauses entsteht die nach Paris bedeutendste Sammlung französische Malerei und Impressionismus in Europa. Ausschnitte daraus sind bereits regelmässig im Kunsthaus zu sehen.